: Ins Moralgefängnis und wieder hinaus

Michael Andrick: Der Vortrag „Im Moralgefängnis und wieder hinaus“, den Dr. Michael Andrick in unserer Reihe DebattenRaum hielt, bietet grundlegend wichtige Beobachtungen, Informationen und Thesen zur alles entscheidenden Frage: Wie können die Mauern des Moralgefängnisses überwunden werden? Mit Moralgefängnis bezeichnet Andrick die inzwischen im Land sehr weit verbreitete Haltung, den Gesprächs- oder Diskussionspartner unter moralischen Gesichtspunkten zu beurteilen. Statt ruhiger Sachlichkeit beherrscht emotionale Polemik viel zu viele Diskussionen und Gespräche. Andrick nimmt uns mit auf eine gedankliche Entdeckungsreise durch die derzeit verbreitete Gesprächskultur. Er fragt unter anderem, ob die verbreitete Aussage „Das Land ist gespalten“ zutrifft, wie Spaltungsprozesse ablaufen, was Moralisierung ist und auch welchen Beitrag jeder Einzelne zu einer anderen, freien, nicht diffamierenden Gesprächskultur leisten kann.

Michael Andrick ist promovierter Philosoph. Als Ko-lumnist schreibt er für die Berliner Zeitung und den Verbund Schwäbische Zeitung/Nordkurier. Sein Buch »Erfolgsleere« von 2020 analysiert das Leben und Funktionieren in der Industriegesellschaft, mit der er seit 2006 in der Wirtschaft Erfahrung sammelt. Für die stilistische Klarheit und Prägnanz seiner Texte erhielt er 2022 den Jürgen-Moll-Preis. Er lebt in Berlin und pub­liziert unter anderem in Freitag, DLF Kultur, Welt und Cicero.

: Teil 1

Vortrag: Wieso enden unsere Meinungsverschiedenheiten in bitteren Fehden, die uns entzweien? Warum können wir nicht mehr gesittet streiten? Woher rührt das peinliche Schweigen in Familien, u­nter Freunden und Kollegen, sobald es um Politik geht?

: Teil 2

Vortrag / Fragen: Im Anschluss beantwortet Herr Andrick Fragen aus dem Publikum (ab Min 16:00) . Er gibt konkrete Ratschläge wie es gelingen kann im Gespräch zu bleiben und dabei die moralische Autonomie zu bewahren.

: Buch

Im Moralgefängnis – Spaltung verstehen und überwinden: Wieso enden unsere Meinungsverschiedenheiten in bitteren Fehden, die uns entzweien? Warum können wir nicht mehr gesittet miteinander streiten und freundlich auseinandergehen? Woher stammt das peinlich-laute Schweigen in Familien, unter Freunden, Kollegen und in den Medien? Ob Coronakrise, Gendern oder Ukrainekrieg: Dass die Gesellschaft gespalten sei und der private wie öffentliche Diskurs erodiert, hören wir seit Jahren. Doch an einer profunden Analyse der Gründe und Mechanismen mangelt es. Der Philosoph Michael Andrick zeigt, dass es ein Übermaß an Moralin ist, an der unsere Debattenkultur krankt: Spaltung ist eine Infektion der Kommunikationswege mit dem Virus der Moralisierung. Dieses Buch klärt auf, warum wir uns so stark voneinander entfremden konnten – und wie wir endlich wieder zueinanderfinden.

: Buch

Erfolgsleere – Philosophie für die Arbeitswelt: Eigensinn und Ideale stören, wo der Ehrgeiz regiert. In unseren »Arbeitswelten« sind konforme und strebsame Funktionäre erfolgreich. So produzieren wir Brot, Bücher und Bomben mit derselben abgeklärten Professionalität. Was wird dabei aus unserer Welt – und aus uns? Michael Andrick durchleuchtet unser Dasein in der Industriegesellschaft schonungslos und zeigt: Wer unter Anpassungsdruck selbstbestimmt leben will, der muss das Philosophieren lernen.